Adieda, Dubbele Merssi Brand!

02.12.2019 - Nach 18 Jahren als Pastor in St. Donatus wird Pastor Freialdenhoven. Er sagte adieu am 1. Dezember, ab 15 Uhr, im „Brander Dom“ mit einem Abschiedsgottendienst und sagte tschüss mit diesem offenen Brief, der bereits im Pfarrbrief von St. Donatus veröffentlicht wurde.


Liebe Pfarrangehörige, liebe Brander!

Wenn man als Priester die Stelle wechselt, dann wird man auf eine eigentümliche Art arm. Es ist nicht materielle Armut, sondern es eine Art Beziehungsarmut. Man beginnt ganz neu in einem fremden Gebiet und kennt kaum einen Menschen. So ist es mir ergangen, als ich am 14. Januar 2001 meinen Dienst in unserer Pfarrgemeinde St. Donatus angetreten habe. Es ist viel geschehen seit dieser Zeit. Kirche und Gesellschaft, aber auch unsere Pfarrgemeinde haben sich stark verändert. Im Rückblick frage ich mich: Was war mir denn besonders wichtig?

1. Eine vielfältige Art und Weise der Feier der heiligen Messe, anderer Liturgien und der Spendung der Sakramente. In Gangelt war ich in sechs Gemeinden tätig, was ein ständiges Hin und Her bedeutete, und manchmal mussten die Gottesdienste auch, wie man sagt, „mit der Uhr in der Hand“ gefeiert werden, weil schon der nächste Termin drängte, allerdings in einem der anderen Dörfer. Es war für mich eine Wohltat, hier die Gottesdienste wieder in Ruhe feiern zu können. Weit über unsere Pfarrgrenzen hinaus sind wir bekannt für eine vielfältige Art des Feierns, für die Sorgfalt der Vorbereitung und Durchführung und für das persönliche Engagement, mit der bei uns Taufen, Trauungen und Beerdigungsfeiern gestaltet und gefeiert werden. Viele - auch kirchenferne Menschen - fühlen sich dadurch wertgeschätzt und angenommen. Dabei war auch die Flexibilität in der Festlegung der Zeiten wichtig und wurde dankbar angenommen.

2. Die Verbindung zu den weltlichen Vereinen war, als ich anfing, spärlich oder gar nicht vorhanden. Von den Dörfern wusste ich, es geht auf Dauer nur gemeinsam. So habe ich Kontakte aufgenommen und Brücken geschlagen. Heute ist unsere Gemeinde keine Insel, sondern steht im Verbund mit vielen weltlichen Vereinen und Gemeinschaften in unserem Stadtteil. In diesem Sinn bin ich schwerpunktmäßig „Außenminister“ gewesen.

3. Die Verbindung zwischen Gottesdienst und kirchlichen Gemeinschaften und Verbänden ist mir immer ein großes Anliegen gewesen. Wenn Gemeinschaften aus christlichem Geist handeln wollen, aber die innere Beziehung verlieren, wird alles Tun - christlich gesehen - inhaltsleer. Der Gottesdienst ist Dreh- und Angelpunkt christlichen Tuns. Ich freue mich über die Vielfältigkeit des kirchlichen Lebens in St. Donatus. Ungefähr 800 Personen arbeiten irgendwo und irgendwie mit. Vieles ist, wie z. B. die 180köpfige Schar unserer Messdiener und die 25 Seniorenmessdiener, beispielhaft in unserem Bistum. All das verhindert aber leider nicht, dass auch in unserer Gemeinde, zwar langsam aber stetig die Gottesdienst-Besucherzahlen sinken.

4. Um arbeiten zu können, braucht man Geld. Des Bettelns habe ich mich nie geschämt. Mehrere Schwerpunkte hat es gegeben. Erhalt und Ausgestaltung unserer kirchlichen Gebäude, Kirchen, Kapellen, Pfarrzentrum, Bücherei, Kindergärten, Marienheim und Wohnhäuser. Sehr wichtig ist die Sorge um Bedürftige durch die Arbeit der Pfarrcaritas.

Wir haben es geschafft, in der Flüchtlingskrise über zweihundert ehrenamtliche Helfer zu gewinnen. Wichtig war die Sorge um alle, die irgendwo mitarbeiten. Es darf auch denen gut gehen, die mitarbeiten. Dankbar stehe ich priesterlichen Vorbildern gegenüber, aber auch vielen Frauen und Männern, denen ich begegnet bin, die mich gelehrt haben, dass Großzügigkeit eine wichtige Eigenschaft des Menschen ist. So war es mir immer ein Anliegen, Geld nicht festzuhalten, sondern für die entsprechenden Bereiche auszugeben.

Nun ist es Zeit aus der aktiven Leitungsrolle Abschied zu nehmen. Ich freue mich, von manchem entlastet zu sein, die Verantwortung nicht mehr tragen zu müssen. Ich hoffe, dass dies auch meiner Gesundheit dient. Manches und manche sind ja auch nervenaufreibend. Das kann ich nun ablegen - Gott sei Dank. Vieles werde ich auch vermissen, wenn ich nun durch die Lande ziehe, um in anderen Gemeinden, wo der Priester noch gefragt ist, mit zu helfen, mit zu weinen und zu lachen. Ich freue mich, Zeit zu haben, Freundschaften wieder aufnehmen oder pflegen zu können. Ich freue mich, Zeit zu haben für meine großen Hobbys Kunst, Architektur und Musik. Solange es geht, möchte ich noch vieles mit den eigenen Augen sehen dürfen. Vieles, was Menschen an Schönem in Kunst und Architektur geschaffen haben.

Natürlich habe ich jetzt auch Zeit, mich noch einmal meiner großen Liebe, Rom, intensiv zu widmen, meine Führungsprogramme zu überarbeiten, manches zu vertiefen und Neues zu entdecken. Bei einer Dechantenkonferenz Ende der 1990er Jahre sagte mir der Personalchef des Bistums in Gegenwart des Bischofs und im Kreis der Dechanten: „Dass Deine Gemeinde, Deine Familie und Heimat bleibt, kannst Du Dir abschminken“. Da hatte er sich wohl geirrt, denn wenn eine Gemeinde dem Priester Heimat und Familie sein soll, muss er sich auch selber darum kümmern.

So gehe ich also ca. 24 Jahre nach diesem Ausspruch aus der Leitung unserer Gemeinde, aber sie ist es geworden: Familie und Heimat oder besser gesagt, Ihr seid es geworden in der Pfarre, in den Vereinen und Gemeinschaften in Brand. Und Ihr werdet es bleiben. Versprochen!

Danke für alles, wenn ich so lange Arme hätte, würde ich Euch alle umarmen. Vergelts Gott!

Euer Ralf Freyaldenhoven, jetzt Pastörchen i.R



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