Josef Hunds - Der wichtige Mann im Hintergrund

03.08.2020 - Josef Hunds hat im Oecher Fastelovvend alles gesehen, was im Brauchtum Karneval möglich ist. Er selbst war 33 Jahre als Musiker (Gesang, Schlagzeug, Banjo) und Texter mit den Domspatzen unterwegs - zu ihrer Zeit eine der Speerspitzen im Karneval. Ob nun „Ich ben ene Öcher“, „Karneval en Oche“ oder „E Stöck Jold“ - ihre Hits, die in Aachen die Spatzen sprichwörtlich von den Dächern sangen, hallen bis heute nach. Das liegt u.a. auch daran, dass Barden wie Hubert Aretz und Hans Montag und die Branderin Ramona Daum bis heute Domspatzen-Lieder in ihrem Repertoir aufgenommen haben und vor dem Vergessen schützen. Hunds Lieder gehören schon lange untrennbar zum Aachener Liedgut.

„Aus gesundheitlichen Gründen haben sich die Domspatzen damals aufgelöst“, hadert Josef Hunds noch heute mit der Entscheidung. Ihm fällt es schwer, dass er nicht mehr wie früher auf Aachens Bühnen agieren kann. „Das vermisse ich sehr“, gibt er unumwunden zu. Aber der Wahl-Brander, der seit vielen Jahren in der Nähe des Vennbahn-Wegs lebt, ist im Karneval und in der hiesigen Musikszene allgegenwärtig. Oder auf den Punkt gebracht: seine Texte. Rund 300 Texte hat der leidenschaftliche Öcher bis heute geschrieben und täglich werden es mehr. Viele ungehobene Schätze aus seiner Feder schlummern in seiner Schublade, die darauf warten, gehoben zu werden um den Menschen Freunde zu bereiten. Texte, die überquillen von Öcher Geföihl, tiefer Verbundenheit zu Aachen und von den Menschen, die hier leben.

Der Karneval und das Schreiben von Texten wurde Hunds in die Wiege gelegt. Sein Vater Willi Hunds war bei der Gesangsgruppe 4 Pennäler aktiv und schrieb dort die Texte. Auch die Texte der Domspatzen von 1975 bis 1980 gingen auf sein Konto. Dann wurde Josef Hunds ins kalte Wasser gestoßen und lernte schnell, eigene Texte für seine Gesangsgruppe zu verfassen, die 1975 als Die 3 Domspatzen in den Karneval kamen.

Als Grundlage für seine Texte greift Josef Hunds immer auf bekannte Melodien (meist Hits) zurück, die er mit Spezialtexten versieht, so eine in der Musikszene oft verwandte Bezeichnung. So arbeiten/arbeiteten nicht nur die Aachener Szenegrößen wie die 4 Amigos, die 3 Atömchen, Hans Montag und Co., sondern auch hochgeschätzte Kölner Karnevalsakteure.

Detlev Sistenich war der erste in einer Reihe von Bürgerprinzen, die auf die Unterstützung des akribisch arbeitenden Texters zurückgriffen. Dazu gehörte auch die Betreuung bei den Aufnahmen im Tonstudio und bei den Proben vor der Session. Heute arbeitet Josef Hunds u.a. für seinen Weggefährten und Domspatzen-Mitstreiter Uwe Barthel, der seinen musikalischen Ruhestand beendet hat und jetzt als Solist unterwegs ist. Mit seinem Produzenten Franz-Josef Ritzerfeld setzt er die Texte von Josef Hunds gekonnt in Szene. Zwar ist Barthels bevorzugtes Revier nicht mehr der Karneval, aber im letzten Jahr begleitete er den damals designierten Aachener Prinzen Martin I. Speicher zu Sommerfesten und übernahm den Gesangspart, weil Speicher vor der offiziellen Vorstellung zum Sessionsstart keines seiner Lieder öffentlich singen wollte.

„Meine Arbeit an meinen Mundarttexten, die immer mit einer Kladde und einem Stift beginnt, ist für mich eine Art Lebenselexier und für mich die Möglichkeit, dabei zu sein und mich einzubringen“, so der rührige Hunds. Eine Art kleines Bühnen-Comeback hatte er im Dezember 2019, als er mit Uwe Barthel und Reinhard Weihergraeber (beide Ex-Domspatzen) vor mehr als 20.000 Besuchern beim Tivoli-Weihnachtssingen auf der Bühne stand und Weihnachtslieder intonierte.

Derzeit denkt Hunds darüber nach, von vielen seiner Texte hörbare Demos aufzunehmen, damit er sie Interessenten direkt vorspielen kann. Josef Hunds ist auch nach fast 50 aktiven Jahren in der Karnevalsszene mittendrin als nur dabei!



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