Claudia Vickus: „Bitte singt weiter!“

09.08.2020 - „Bitte singt weiter!“ ist der eindringliche Appell von Claudia Vickus. Die professionelle Brander Sängerin und Musikpädagogin blickt mit großer Sorge in die Zukunft, dass in Zeiten von Corona und immer professionelleren Musikbeiträgen in den Medien/Sozialen Medien der Gesang der Menschen auf der Strecke bleibt: „Die Menschen haben Ängste zu singen, dadurch wird auf Dauer unser gesamtes Liedgut in Vergessenheit geraten.“

Dabei sei das Singen für uns Menschen doch so wichtig, so die 55jährige. „Das gesungene Lied ist ein Teil unseres Lebens, unserer Identität und versinkt doch gerade in die Bedeutungslosigkeit. Kindern vermittelt man über das Singen Körperhaltung und Spannung, man ermöglicht ihnen in andere Rollen zu schlüpfen“, lockt sie zur Bewegung und zum gemeinsamen „Aufeinander Achten“. Menschen jedes Alters können sich trübe Stimmungen oder Ängste wegsingen, da die Stimme als körpereigenes Instrument eng mit der Psyche verbunden ist, man mit einer aufgerichteten Haltung singt und sich konzentrieren muss, führt Vickus weiter aus.

Die erfahrene Musikpädagogin weiß wovon sie spricht. Als eine der Ersten in Brand widmet sie sich seit 2008 der musikalischen Früherziehung der kleinen Brander. Für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren legt sie in regelmäßigen Gruppenstunden die Basis für Gesang und Bewegung. Darüber hinaus betreut die Mutter dreier erwachsener Kinder neben neun Früherziehungskurse, zwei Erwachsenenkurse, einen Seniorensingekreis sowie ein regelmäßig stattfindendes offenes Singen. Außerdem singt sie im Kinderladen 7 und gibt Fortbildungskurse bei den „Singenden Kindergärten“, die von der DM-Gruppe unterstützt werden. Es ärgert sie, dass das Singen im Kindergarten völlig verloren geht. Sie musste feststellen, dass die jungen Erzieherinnen oft keine Volkslieder mehr kennen und nicht mehr mit den Kindern in ihrer Gruppe singen.

„Gesang ist mein Leben und hält mich jung“, strahlt sie. „Ich habe dadurch beruflich mein spätes Glück und Erfüllung gefunden“. Zur Musikpädagogin wurde sie auf dem zweiten Bildungsweg. Ihren Beruf als Medizinisch-Technische Angestellte in der Forschung hat sie nach einer schweren Erkrankung aufgegeben. Musik liegt in ihrem Blut, da ihr Großvater Karl Jungbluth Tenor am Stadttheater Aachen war. Nach einer Ausbildung in der musikalischen Früherziehung und regelmäßigen Weiterbildungen mehrmals im Jahr bleibt sie auf Ballhöhe.

Den Corona-Lockdown und dem damit verbunden Wegfall aller Einkünfte hat sie dank ihres Mannes Martin gut überstanden. Ihr strukturierter Alltag und ihr musikalisches Leben sei ihr weggebrochen und sie musste sich neu erfinden. Im Vordergrund vieler Aktivitäten standen ihre Kinder der musikalischen Früherziehung, mit denen sie wegen der Kontaktsperre nicht mehr weiterarbeiten durfte. So hat sie zu Hause, begleitet von einer Gitarre, Frühlingslieder für eine CD aufgenommen, einschließlich Einführungsübungen, und dann an ihre singende Senioren weitergegeben. Außerdem hat sie Video-Clips produziert, die sie ebenfalls weitergegeben hat. Zudem hat Claudia Vickus zu Pinsel und Farbe gegriffen und ihren Musikraum im Gemeindezentrum Brand neu gestaltet.

Claudia Vickus liebt Chansons. Gemeinsam mit der Komponistin Viola Kramer entsteht gerade das neue Programm „Starke Frauen durch die Zeit“ mit Liedern von 1920 bis heute. Dabei gibt es auch ein Wiederhören u.a. mit Marlene Dietrich, Hildegard Knef und den Protagonisten der 1980er Jahre.

Seit zwei Jahrzehnten ist Brand ihr Lebensmittelpunkt. Sie schätzt an ihrem Dorf, wie sie Brand liebevoll nennt, das Lebensgefühl und die Geborgenheit. Man kennt die Frau im Buchladen, die ihre bevorzugte Literatur kennt, oder die Verkäuferin an der Kasse im Supermarkt. „Ich mag den vertrauten Walk durch den Stadtteil und die Hallos und den Plausch bei so alltäglichen Dingen, wie zum Beispiel dem Einkauf.



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